Sif Jakobs begeistert Liebhaberinnen von Lifestyle-Schmuck mit femininen und eleganten Designs. Die Frau, die der Marke ihren Namen gab, haben wir zum Interview auf der INHORGENTA getroffen.
Gut gelaunt und gut besucht: Der Stand von Sif Jakobs auf der INHORGENTA erstrahlte in zartem Pink – wie auch die Designerin Sif Jakobs selbst. Von Stress und Hektik keine Spur! Und für ein Gläschen Champagner war während des Gesprächs auch noch Zeit.
Sif Jakobs, die eigentlich Isländerin ist, ihr Hauptquartier aber im dänischen Kopenhagen hat, merkt man nicht an, dass der Job als Gründerin und Geschäftsführerin eines internationalen Unternehmens eine Herausforderung sein kann.
Im Interview wird klar, dass diese Frau sich ihre Position hart erarbeitet hat – und das alles ohne einen verständnisvollen Partner im Hintergrund vielleicht auch nicht so laufen würde. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass uns Sif Jakobs als Vorbild eine starke Politikerin nennt. Bei aller weiblichen Stärke legt die Unternehmerin jedoch auch Wert eine Ausgewogenheit zwischen Männern und Frauen in ihrem Team. Deutschland könnte hier im Vergleich zu Dänemark noch etwas nachrüsten…
DerJuwelier.at: Frau Jakobs, wie würden Sie einen typischen Tag in Ihrem Job beschreiben?
Sif Jakobs: Ein typischer Tag fängt bei mir um 7 Uhr morgens an. Ich beginne meine Arbeit immer von zuhause aus und checke meine Mails, bevor ich ins Büro komme. Dann treffe ich mein Design- und Marketing-Team und lasse mich auf den neuesten Stand bringen, denn danach wird es meist sehr hektisch.
Design und Marketing sind für mich sehr wichtig und ich bin in diesen Bereichen stark involviert. Ich habe sehr viele Meetings in diesen beiden Abteilungen. Wir sind in mindestens 36 Ländern vertreten, deswegen gibt es immer viel zu tun.
DJ: Und das alles von Kopenhagen aus?
Jakobs: Ja, aber ich reise sehr viel. Letzte Woche war ich nur an einem einzigen Tag im Büro. Aber ich bin immer erreichbar, wenn ich meine Kunden besuche. Kundenbesuche sind mir sehr wichtig, denn nur so kann ich den besten Service anbieten und meine Kunden beim Verkauf unterstützen. Das Design ist aber das allerwichtigste für mich. Ich gebe die Designs vor, mit denen mein Team arbeitet. Gerade arbeiten wir an unserer Winter-Kollektion. Auch heute Morgen zwischen zwei Meetings hatte ich Kontakt mit meinem Designteam und habe Dinge abgesegnet, damit sie in die Produktion gehen können. Bei mir passieren also immer sehr viele Dinge gleichzeitig.
DJ: Können Sie eine Zusammenfassung geben, wie Sie in Ihre derzeitige Position gekommen sind?
Jakobs: Oh, es war schon immer mein Traum! Schon als ich noch keine Goldschmiedin war – vor vielen Jahren – war es immer mein Traum, ein eigenes Unternehmen zu führen und luxuriösen Schmuck zu entwerfen, den sich jeder leisten kann. Auch das Entwerfen des Schmucks macht mir riesigen Spaß: Elegant, klassisch, aber auch mit einem italienischen Einschlag im Look. Ich habe studiert und bin nach meinem Studium viel durch die Welt gereist. Ich habe in der Goldschmiede- und Schmuckbranche gearbeitet. Ich habe auch viele Jahre in Italien gelebt. Jetzt bin ich zurück in Kopenhagen und habe seit 2009 meine eigene Marke.
DJ: …und das sehr erfolgreich.
Jakobs: Ja, aber es ist harte Arbeit. So etwas will nicht jeder. Man ist 24/7 bei der Arbeit und wenn man eine Familie hat, dann braucht auch die viel Verständnis für diesen Job und dass daraus im Grunde mein Leben besteht.
DJ: Macht es denn noch Spaß?
Jakobs: Ja, ich liebe meinen Job. Es ist mein Leben.
DJ: Was motiviert Sie an einem schlechten Tag?
Jakobs: Ich bin ein sehr positiver Mensch. Ich versuche immer für alles, eine gute Lösung zu finden. Mein Unternehmen ist wie mein Kind für mich. Ich habe natürlich einen Sohn, aber auch der weiß, wie wichtig mir das hier ist. Schlechte Tage gibt es immer, aber das ist normal. Man geht einfach damit um.
DJ: Ihr Sohn war letztes Jahr auf der INHORGENTA mit dabei. Wie hält man die Balance zwischen dem Leben als Geschäftsführerin und Mutter?
Jakobs: Natürlich ist es manchmal sehr schwer, denn man fühlt sich schuldig, wenn man nicht immer für sein Kind da sein kann, ihn irgendwo hinfahren oder abholen. Aber er ist es auch gewohnt. Und mein Mann unterstützt mich sehr. Erst vor einer Stunde habe ich ihm eine Nachricht geschrieben und ihn daran erinnert, unseren Sohn abzuholen. Beide sind also in Gedanken immer bei mir und ich rufe an, so oft ich kann und habe aus der Ferne ein Auge auf ihn. Es ist natürlich eine Herausforderung und gerade im Kopf eines Kindes spielt sich auch vieles ab. Mein Sohn möchte immer mit mir „auf Urlaub“ gehen, weil er denkt, ich sei im Urlaub. Aber natürlich muss ich darauf achten, dass er in der Schule gut mitkommt und oft komme ich sehr spät heim. Auch das ist manchmal nicht so einfach.
DJ: Gab es eine andere Frau aus der Branche, die Ihnen als Vorbild gedient hat?
Jakobs: Nein, innerhalb der Branche gab es solche weiblichen Vorbilder für mich nicht. Außerhalb der Branche gibt es eine Frau. Die ehemalige Präsidentin von Island. (Vigdís Finnbogadóttir, Anm. d. Red.) Sie war die erste Frau im Präsidentenamt von Island und ich habe sie mehrmals getroffen. Sie ist so etwas wie ein Vorbild, weil sie es gewagt hat, als Frau in diese Männerwelt einzutreten und die Präsidentin von so einer kleinen Insel wie Island zu werden. Sie ist eine sehr intelligente Frau und ich bewundere sie sehr.
DJ: Ist die Schmuckbranche aus unternehmerischer Sicht eher eine Männerwelt oder eine Frauenwelt?
Jakobs: Es gibt viele Männer in der Schmuckbranche, sehr viele. Und als wir in Deutschland begonnen haben, waren da auch nur Männer. (lacht) Ich habe gefragt: Können wir nicht auch eine Frau für den Schmuckvertrieb haben? Ich glaube, im Moment haben wir eine Frau. Der Rest sind alles Männer. In Dänemark haben wir sehr viele Frauen. Es ist eine Mischung. In Schweden haben wir Männer und ihre Ehefrauen. Aber interessanterweise ist es in Deutschland eine sehr männliche Welt.
DJ: Haben Sie versucht, in Deutschland mehr weibliche Vertreter zu bekommen?
Jakobs: Ja, aber es ist sehr schwer. Dafür arbeitet im Büro nur ein männlicher Mitarbeiter und wir versuchen jetzt, mehr Männer zu bekommen, um die Balance zu halten. Wir glauben, davon profitieren beide Seiten.
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