So verändert sich Wiens Handelslandschaft

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Fotocredit: Shutterstock / Shchipkova Elena

Der Strukturwandel im Handel ist durch Corona noch beschleunigt worden. Das wirkt sich auch auf den Retail-Immobilienmarkt aus.


Vor allem City-Lagen in Wien oder Salzburg hatten in den letzten 14 Monaten die größten Probleme, weil die Touristen ausblieben und viele Firmen ihr Geschäft auf Homeofficeumstellten und somit die Frequenz massiv nachließ. Am stärksten betroffen war der Bekleidungs- und Schuhhandel. Der Immobilienberater CBRE Austria schätzt das Minus hier auf 24 Prozent. Experten erwarten, dass die Insolvenzwelle mit dem Auslaufen staatlicher Unterstützungen stark ansteigen wird.

Expansionsbereitschaft internationaler Marken steigt wieder

Auch wenn es bis zur Rückkehr der internationalen Gäste noch etwas dauern wird, werde sich der innerstädtische Handel wieder nachhaltig erholen, meint Tanja Tanczer, Leiterin der Abteilung Einzelhandel beim Immobilienvermittler Colliers, in einem Interview mit der Textilzeitung. „Tatsächlich war besonders rund um den Jahreswechsel mit den erneuten Lockdowns die Stimmung ein wenig getrübt. Seit März spüren wir aber wieder eine gesteigerte Expansionsbereitschaft vor allem bei internationalen Konzepten, die die neuen Chancen nutzen wollen, die sich nun am Markt ergeben. Einerseits weil jetzt tatsächlich sehr attraktive Ladenlokale frei werden, andererseits weil durch die Coronakrise die Verhandlungsposition für den Handel besser geworden ist.“

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„Seit März spüren wir wieder eine gesteigerte Expansionsbereitschaft vor allem bei internationalen Konzepten, die die neuen Chancen nutzen wollen, die sich nun am Markt ergeben“.​ Tanja Tanczer, Leiterin der Abteilung Einzelhandel, Colliers (Fotocredit: immo-timeline)

Mieten sinken

Das wirkt sich auch auf die künftige flexiblere Gestaltung der Mietverträge und auf die Höhe der Mieten aus. Konkret ist die Spitzenmiete in Einkaufszentren lt. CBRE seit Beginn der Pandemie von 120 Euro auf 100 Euro pro Quadratmeter gesunken. In der Wiener Innenstadt hat die Miete in 1A-Lagen ebenfalls nachgegeben. Spitzenreiter ist nach wie vor der Kohlmarkt (230 – 320 Euro/m2/Monat), gefolgt vom Graben (180 – 290 Euro/m2), der Kärntner Straße (165 – 220 Euro/m2) und der Mariahilfer Straße (80 – 155 Euro/m2).

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Im ehemaligen Fossil-Store am Graben ist ein hochwertiges Konzept aus dem Bereich Uhren und Schmuck geplant.

Neues Juweliersprojekt am Graben?

Die Immobilien-Expertin berichtet von spannenden Neueröffnungen wie etwa die Neue Nespesso-Boutique auf der Kärntner Straße, wo ehemals Forever21 beheimatet war. Und sie verrät, dass in dem ehemaligen Fossil-Store ein sehr hochwertiges Konzept aus dem Bereich Uhren und Schmuck hineinkommen soll. Mehr dazu wollte sie allerdings noch nicht verraten. Das ist bereits das zweite spannende Projekt in der Uhren-Schmuck-Branche. Denn auch in das KaDeWe-Projekt von Signa auf der Mariahilfer Straße soll ein Nobeljuwelier einziehen. Und am Graben eröffnet im Sommer 2022 in der ehemaligen Erste Bank über fünf Gebäude erstreckt, in denen auch die Juweliere Wagner und Köck residieren, das FünfsternehotelRosewood, ein Haus der absoluten Luxuskasse. Tanczer ist überzeugt: „In Summe wird es zu einer weiteren Aufwertung des Grabens, ja des gesamten ‚Goldenen U’s‘ kommen.“

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In der ehemaligen Erste Bank am Graben entsteht das Fünfsternehotel Rosewood, ein Haus der absoluten Luxuskasse. (Fotocredit: A2K Architekten)

Tanczer macht neugierig: „Derzeit sehen sich einige internationale Konzepte den österreichischen Markt sehr genau an. Es werden einige neue Konzepte kommen, mit denen niemand gerechnet hätte. Für die Kunden bedeutet das ein spannenderes Einkaufserlebnis und mehr Abwechslung. Das beinhaltet auch vormals reine Online-Konzepte, die Showrooms eröffnen, weil sie so neue Kunden ansprechen können, die vielleicht nicht so online-affinsind.“ Und auch wenn nicht vor 2023/2024 mit einer Rückkehr der asiatischen Kunden und damit dem Erreichen des Vorkrisenniveaus gerechnet wird, ist Tanczer zuversichtlich: „Diverseste Luxuskonzepte drängen nach wie vor auf den Markt.”

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